Atmung
Das Thema Atmung begleitet mich schon seit Beginn der Ausbildung zur Physiotherapeutin. Atemtherapie gehörte als Unterrichtsfach ganz normal dazu.
Unser Atemvolumen ist die Menge der Luft, die bei der Ein- und Ausatmung durch unsere Lungen strömen. Unsere Totalkapazität ist theoretisch 6 Liter – allerdings nutzen wir diese nicht komplett, wir erreichen tatsächlich nur ca. 4,5 l, unsere sogenannte Vitalkapaziät. Davon nutzen wir im Alltag auch nur 0,5 l. Je größer unsere Vitalkapazität ist, desto fitter sind wir! 2,5-3 l Reserve für die Einatmung (inspiratorisches Reservevolumen) und 1-1,5 l Reserve für die Ausatmung (expiratorisches Reservevolumen) werden bei Anstrengung genutzt.
Als junger gesunder Mensch lernt man das zwar und sieht, wie schlecht es den Menschen im Krankenhaus geht, die „nach Luft schnappen“, aber damals habe ich mir weiter keine Gedanken dazu gemacht.
In Zeiten, in denen aber Asthma, Schnarchen, Atemprobleme und natürlich auch Corona im Vordergrund stehen, rückt die Atmung und ihre Lebensnotwendigkeit in den Vordergrund.
Spätestens wenn wir Atemnot haben, durch Erkältung oder bei einer Bronchitis, merken wir, dass es ohne Atmen einfach nicht geht.
So selbstverständlich unser Atem für uns ist, so unterschätzt wird er in unserer Kultur oft.
Normalerweise atmen wir ca. 12-15 x pro Minute durch die Nase.
In allen ganzheitlichen Gesundheits-Systemen (Yoga und Meditation, TCM, Hildegard von Bingen, Kneipp) hat der richtige Atmen einen festen Platz.
Ganz wichtig ist hier eine ruhige gleichmäßige Atmung. Sie hat in den verschiedenen Kulturen spannenderweise immer die selbe Länge: 5,5 sec. ein und 5,5 sec aus (Quelle: James Nestor: Atem).
Probiere doch gleich mal: Wie oft atmest du in der Minute?
Diese 5-6 Sekunden Atmung schafft es dein Nervensystem zu beruhigen, da sie den Parasympathicus aktiviert.
Sie zentriert dich und bringt dich sogar bei leichten Panikattacken wieder mehr in die Ruhe.
Ein zentraler Punkt dabei ist, durch die Nase einzuatmen. Die Nase sorgt für eine Erwärmung der Luft und reinigt sie. Ohne unsere Nase ist auch der Geschmack nicht vorhanden, eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität.
Trotzdem haben sich viele – ich zeitweise übrigens auch – abgewöhnt durch die Nase zu atmen. Besonders bei Belastung hecheln wir durch den Mund. Wir kommen schneller in den anaeroben Bereich, schwitzen und sind nicht so leistungsstark wie bei selbem Training mit Nasenatmung.
Beobachte doch mal ob du mehr Nasen- oder Mundatmer bist und probiere es einfach mal aus.
Sportler nutzen eine gezielte Atmung selbstverständlich als Leistungssteigerer, in dem sie gezielt länger aus- als einatmen. Z.B. beim Laufen 3 Schritte ein und 5 aus. So bleiben sie im aeroben Bereich.
Einer meiner meist gesagten Sätze im Laufe der vielen gegebenen Gymnastik-, Rückenschul- und Physiotherapiestunden ist tatsächlich: „Und Atmen.“
Bei Brustwirbelblockaden, verklebtem Zwerchfell oder durch Unfälle, kann es zu mechanischen Einschränkungen des Atems kommen. Manche Schulterschmerzen sind sogar Ausdruck eines Problems in der Atmung oder des Zwerchfells. Hier hilft dir gute Physiotherapie oder Osteopathie wieder frei durchzuatmen.
Lass uns gerne eine Termin für dich vereinbaren.
Atmen als Verbindung zu sich selbst
Unser Atem bringt uns auch aus unseren Gedankenmustern heraus und macht eine Kontrolle unserer Herzfrequenz und Körpertemperatur möglich.
Yogis beherrschen diese Kunst seit tausenden von Jahren.
Eine ruhige sanfte Atmung beruhigt den Herzschlag und entspannt, eine schnelle Atemfrequenz erregt und heizt auf. Bekannt für die aufheizende Technik des Atmens in der westlichen Welt ist Wim Hoff geworden, er lehrt diese Wärmeatmung in seinen Kursen.
Wir sind so oft mit unseren Gedanken im Morgen oder im Gestern, das wir verlernt haben im Jetzt zu leben. Unser Atem hilft uns dabei genau das wieder zu lernen.
Konzentriere dich mehrmals am Tag auf deine Atmung. Wenn du dabei noch die Sekunden für die Ein- und Ausatmung mitzählst, bist du sehr schnell bei dir selbst. Probier es aus!
Fühle wo du deinen Atem überall im Körper spürst und nimm einfach nur wahr was passiert, wenn du gezielt weiter gleichmäßig atmest.
Praktischerweise hast du deinen Atem immer dabei, du brauchst ihm nur deine Achtsamkeit zu schenken 🙂
Meine Artikel sollen nur eine Richtlinie darstellen und erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Ich schreibe sie mit bestem Wissen und Gewissen. Sie sind kein Ersatz für fachlich fundierte Diagnostik und Behandlung durch einen Arzt.